Diskurs

Digital in Bewegung

Das Tool wonder.me in der Konfi- und Jugendarbeit
Personen sammeln sich auf einem Bild der Wittenberger Kollegienstraße.
Screenshot eines Aufstellspiels in Wonder.me

Videokonferenzen können auf Dauer ganz schön ermüden – insbesondere wenn Schule oder Arbeit auch nur noch virtuell stattfinden. In einem vorherigen Beitrag habe ich darum schon viele bunte Methoden für Online-Jugendarbeit zusammengefasst. Das neue Videokonferenz-Tool Wonder (ehemals Yotribe) eines Berliner Start-Ups verspricht nun, Bewegung in den digitalen Raum zu bringen. Mit Teamer*innen der KonfiCamps in Wittenberg haben wir auf dem Open-Mind zum Globalen Lernen verschiedene Spiele und Methoden darin ausgetestet und gemeinsam ein Planspiel zur Seenotrettung erarbeitet. Auch wenn ein vertiefender inhaltlicher Austausch damit schwerfiel, ermöglichte die Dynamik ganz neue Ansätze für ein partizipatives und interaktives Miteinander im digitalen Raum.

Die Innovation des Tools

Wonder verknüpft den Videoaustausch mit bewegbaren Avataren. Die Teilnehmenden begeben sich auf eine Seite mit frei wählbarem Hintergrund im Browser. Erst wenn sie sich aufeinander zubewegen öffnet sich ein Videochat. So müssen Kleingruppen nicht mühsam von dem Host vorgegeben und erstellt werden. Vielmehr können sich die Teilnehmenden – wie im analogen Raum auch – frei bewegen, ungestört miteinander tuscheln oder dynamisch verschiedene Gesprächskonstellationen einnehmen. Für das didaktische Arbeiten bietet das viele neue Möglichkeiten, sowohl in der kirchlichen Erwachsenenbildung als auch in der Jugendarbeit.

Neue digitale Methoden und Energizer

Für den Workshop mit Teamer*innen der KonfiCamps in Wittenberg wählte ich zu Beginn einen allen bekannten Hintergrund aus: Ein Foto des Wittenberger Marktplatzes. Wir trafen uns an der Lutherstatue, um uns zu begrüßen und näher ins Gespräch zu kommen. Um uns an das Thema Seenotrettung anzutasten folgten Aufstellspiele – eben wie im analogen Raum. Auf der Wittenberger Kollegienstraße sortierte sich die Gruppe erst nach ihren Geburtstagen, dann nach ihren Erfahrungen mit dem Thema, etc. Auch Energizer waren plötzlich wieder in all ihrer Vielfalt möglich. So ordneten wir uns nach der Pause im Kreis an uns spielten Flüsterpost, indem ein komplexer Satz die Runde machte. Auch das gemeinsame Fangespielen bereitete viel Spaß und die Aufregung, nicht erwischt zu werden, ließ beinahe vergessen, dass eigentlich nur die Muskel des rechten Zeigefingers physisch beansprucht wurde. Zudem war der Kleingruppenaustausch nun sehr flexibel. Treffpunkte wurden anhand des Hintergrundbildes vereinbart. Sollte eine Frage aufkommen, konnte eine Person schnell die Gruppe verlassen und woanders Hilfe suchen. Wollten einzelne Menschen kurz etwas im kleinen Kreis klären, konnten sie sich ohne Weiteres kurz von der Gruppe lösen.

Potential für digitale Planspiele

Leider ließ die Videoqualität für einen vertiefenden Austausch in der großen Gruppe stark zu wünschen übrig, weshalb wir zur Diskussion wieder auf ein anderes bewährtes Tool auswichen. Dennoch bietet die Dynamik von Wonder viele Chancen – besonders für Planspiele. Als Hintergrundgrafik könnte beispielsweise ein Gebäudeplan mit verschiedenen Zimmern gewählt werden. So können Spielende des Planspiels FairKleidung sich für interne Verhandlungen zurückziehen, bei Bedarf den Kontakt mit anderen Gruppen suchen oder gar versuchen, sie auszuspionieren. Auch kann eine Landkarte als Hintergrund gewählt werden. Im Planspiel zur Seenotrettung beispielsweise könnten unterschiedliche Stationen an verschiedenen Punkten der Karte eingerichtet und durch Teamer*innen betreut werden.

Raumerstellung und Datenschutz

Selbstverständlich lässt auch dieses Tool noch viel Raum zur Verbesserung, vor allem in der Qualität des Video-Austausches, doch die Ansätze scheinen bereits vielversprechend. Derzeit ist der Service noch kostenlos und über die Seite des Anbieters kann unkompliziert ein persönlicher Raum beantragt werden. Teilnehmende eines Treffens müssen sich weder registrieren noch persönliche Informationen preisgeben. Die Daten der Seite liegen auf deutschen Servern, deren Verarbeitung erfolgt nach einem Beitrag von Business Insider jedoch über Dienstleister in den USA.

Fazit

Zusammenfassend eignet sich Wonder vielleicht nicht unbedingt für ein langes Plenum oder für die intensive Vertiefung eines Themas. Sollte der Lockdown jedoch – wie es derzeit scheint – noch einige Monate andauern, bietet das Tool vielseitige Möglichkeiten, um sich informell und entspannt digital zu begegnen, zu spielen oder alte Methoden neu anzuwenden. Vielleicht ließen sich auf diese Weise auch die – zumindest von mir im Home-Office stark vermissten – Kaffeeküchengespräche irgendwie digital ein bisschen imitieren? Oder wie wäre es mit einer erweiterten Weihnachtsfeier im Freundes- und Familienkreis? Schwelgend in Visionen von einer wachsenden virtuellen Gemeinschaft verabschiede ich mich mit diesem Blogbeitrag für dieses Jahr, wünsche ein gesundes und gesegnetes Fest – wenn auch in eingeschränktem Rahmen – und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

Weitere Beiträge zum Globalen Lernen mit digitalen Medien in der Konfi-Arbeit finden sich im Blog der Projektstelle „Konfis und die Eine Welt“.

Schlagwörter: Digitalisierung

Miriam Meir

Studienleiterin der Projektstelle "Konfis und die Eine Welt" (2019-2023)
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Konfis Global

In diesem Blog berichte ich zu Globalem Lernen in der Konfi-Arbeit und gebe Anregungen zur Nutzung digitaler Medien.

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